Die Baronie Falkenborn
Die Ankunft auf Falkenborn war eine Enttäuschung

für die fünf Abenteurer, die nicht mit so schlimmen Verhältnissen gerechnet hatten.

Mit Absicht hatte Arnolf von Steerhagen die Fünf im Zickzack quer durch ihr neues Baronat geführt und nahm ihr tiefe Abscheu und Entrüstung über die dort herrschenden Zustände befriedigt zur Kenntnis. Er hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass es ihnen in diesem Zustand zusagen würde.

Endlich erreichten sie den Gutshof und wurden von dem mürrischen Verwalter begrüßt. Nur die Umstände der Reise sorgten dafür, dass Isegrimm dem unfreundlichen Mann nicht sofort das Fell gerbte. So ließen die Fünf sich zuerst das Gut und dann das Herrenhaus zeigen.

Alles war in desolatem Zustand. Den Göttern sei Dank war wenigstens die Bausubstanz noch in Ordnung, so dass keines der Gebäude eingerissen werden musste.

Stumm und niedergeschlagen saßen sie später im Kaminzimmer und keiner brachte ein aufmunterndes Wort hervor. Arnolf ließ den Verwalter rufen und wies ihn an, alle Unterlagen über Besitz, Werte, Handel etc. pp. ins Studierzimmer zu bringen. Er beabsichtigte, eine genaue Prüfung vorzunehmen. Das sollte Grundlage für alle künftigen Vorhaben werden.

Als der Verwalter später mitteilte, die Unterlagen lägen bereit und er würde den Herrschaften nun die Gästezimmer zeigen, kam es zum ersten Eklat auf Falkenborn.

Zorsha erhob sich und stellte sich vor den Mann. Bleich vor Wut und mit kalter Stimme wies sie ihn an, sofort sämtliche Räume des Herrenhauses zu räumen und in das Verwalterhaus zu ziehen. Als neue Herren auf Falkenborn wurden ausschließlich die fünf Abenteurer und ihre Gäste im Herrenhaus wohnen. Karol Praioslob war klug genug, nicht zu widersprechen. Zähneknirschend folgte er dem Befehl.

Die nächsten Tage und Wochen waren von beinah hektischer Betriebsamkeit erfüllt. Der alte Baron Arnolf prüfte die Bücher und machte dem Verwalter ob seiner Fehler und Gaunereien das Leben zur Hölle. Die fünf Abenteurer ließen Diener und Gutsarbeiter antreten und stellten sich vor. Klare Worte wurden gesprochen, neue Arbeitspläne und Kompetenzen eingerichtet. Die gesamte Organisation des Gutsbetriebes wurde umgestellt. Mit Freude nahmen Arnolf und die Fünf zur Kenntnis, dass sich schon nach einigen Wochen sehr viel zum Positiven verändert hatte. Der Arbeitsablauf stimmte, das Gut sah sauber und ordentlich aus, jeder kam gutgelaunt seiner Arbeit nach. Die neuen Herren auf Falkenborn erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Leuten, da sie immer freundlich und höflich waren, zudem war sich keiner zu fein, auch mit anzupacken, wenn Not am Mann war.

So gut es auf Gut Falkenborn voranging, so schlecht sah es immer noch in der Baronie aus. Arnolf und die Abenteurer beratschlagten lange, wie man den Missständen beikommen könnte. Als wichtigsten Punkt sah Arnolf die Ablösung des Verwalters. Es müsste ein Mann her, der sowohl die Geschäfte des Gutes, wie auch die Geschäfte der Baronie führen könnte, sollten die fünf Gefährten nicht zugegen sein.

Arnolf hatte mit seinem Sohn einige Punkte besprochen, die eine Änderung der Situation im Land bewirken könnten. Den beiden war klar, dass der gesamte nostrianische Adel Zeter und Mordio schreien würde, wenn die Pläne publik würden. Aber alle sechs sahen es als zwingend notwendig an, sofort etwas zu unternehmen. Man besprach sich einige Tage und Nächte bis hin zu hitzigen Diskussionen, doch endlich stand das Ergebnis.

Zorsha, Ana, Isegrimm und Nuknuk brachen auf, um den Schatz nach Falkenborn zu holen. Ein Teil davon sollte das Überleben der Baronie sichern, bis der Plan des alten Barons Arnolf zum Tragen kommt.

Wenige Tage später ruhte der Schatz im tiefsten Keller des Herrenhauses und die Fünf gingen daran, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie besuchten der Reihe nach die Dörfer und Bauernschaften und stellten den verblüfften Bewohnern ihr Vorhaben vor. Die Leute glaubten zuerst an einen schlechten Scherz und beklagten sich, dass man sie in ihrer schlimmen Lage noch verspottete. Doch gelang es den Gefährten, ihre Untertanen eines Besseren zu belehren.

Zurück auf dem Gut beschloss man, den Verwalter umgehend zu entlassen. Isegrimm machte sich auf den Weg, den Mann zu suchen. In der Nähe des Küchengarten vernahm er fürchterliches Geschrei und das Weinen eines Kindes. Der Thorwaler rannte um die Ecke und sah Karol Praioslob, wie er mit einem Stock auf einen Knaben von vielleicht 8 Jahren einschlug. Ein Bündel Karotten lag halb zertreten vor den Füssen des Kindes.

Isegrimm zögerte nicht und schlug den Mann zu Boden. Als dieser sich wutentbrannt erhob um den „Dieb“ weiter zu züchtigen packte der riesige Thorwaler den Verwalter und schlug ihn grün und blau. Wenige Stunden später trieb er höchstselbst den ehemaligen Verwalter über die Baronatsgrenze.

Nun begann der wahrhaft schwierige Teil des Vorhabens. Ein neuer Verwalter musste her. Die Abgaben an den König mussten gezahlt werden, Männer mussten bestimmt werden, die Dienst in der Armee zu verrichten hatten. Wege und Strassen mussten befestigt werden, die Häuser in den Dörfern und Bauernschaften hatten dringend Reparaturen nötig und die Felder mussten bestellt werden. Vieh und Pferde fehlten aller orten.

Arnolf schlug vor, die Stelle des Verwalters mit dem Sohn seines eigenen Verwalters zu besetzen: Jorge Edler von Starkenberg. Faramir stimmte sofort zu, kannten er und Jorge sich doch von Kindesbeinen an. Die übrigen vertrauten dem Rat des alten Barons und so wurden zwei Mann aus des Barons Eskorte nach Steerhagen geschickt, um Jorge das Angebot zu unterbreiten.

Um ihre Leute vom Kriegsdienst freizukaufen beschlossen die Fünf auf Isegrimms Vorschlag hin, zehn erfahrene Söldner anzuwerben und auf eigene Kosten dem König für seine Armee zur Verfügung zu stellen. Damit könnten die Männer der Baronie zu Hause bei Familie und Hof bleiben und dort die dringend notwendigen Arbeiten verrichten.

Da die Gefährten nicht auf die Einnahmen der Baronie angewiesen waren kam der letzte Punkt zur Entscheidung. Etwas, dass sie mit ein wenig Pech vors Adelsgericht, wenn nicht sogar vor die heilige Inquisition bringen konnte. Eine derartige Unverfrorenheit, die dem alten Baron vor Lachen die Tränen in die Augen trieb, wenn er nur an die entrüstete Reaktion der übrigen Adeligen dachte.

Die Herren auf Falkenborn ließen verkünden, dass jedermann bis zum Ablauf einer Frist von sechs Götternamen frei von Frondiensten und Abgaben ist. Voraussetzung dafür ist, dass Zeit und Geld für Aufbau und Reparatur der Wege, Häuser, Felder und Liegenschaften genutzt wird. Zudem hat jeder dem Gut zu melden, ob Vieh und oder Pferde fehlen und dies genauestens zu begründen. Ist die Begründung schlüssig, wird das Fehlende von den Herren auf Falkenborn beschafft. Und so geschah es. Die Abgaben und Steuern an den König bestritten die Fünf bis aus weiteres aus dem tiefen Keller des Herrenhauses….

Arnolf hatte Recht behalten: ein Schrei der Entrüstung hallte durch Nostria. Doch der König ließ sich nicht beeindrucken, erhielt er doch höhere Abgaben, als sein schmählich davon gejagter Verwalter jemals hat erwirtschaften können. Die zehn schwerbewaffneten Söldner taten ihr Übriges. Niemals hatten 30 oder 40 dieser Bauernlümmel einen solchen soldatischen Wert für ihn gehabt. Insoweit ließ der König seine Edlen heulen und jammern und rieb sich voller Freude über seine weise Entscheidung die Hände.



Als ein Götterlauf sich dem Ende zuneigte, war aus dem fast bankrotten kleinen Land eine blühende Baronie geworden, die sich eines bescheidenen Wohlstandes in allen Schichten erfreute. Jorge von Starkenberg war dem Ruf der fünf Gefährten gefolgt und leitete die Geschäfte der Baronie mit Verstand und Geschick. Die Damen und Herren auf Falkenborn waren bei ihren Untertanen beliebt, niemand ließ etwas auf die Fünf kommen. Die Dörfer und Bauernschaften waren schmuck und sauber, nirgends sah das prüfende Auge Verfall oder Schlamperei. Die Felder gediehen, die Bauerhöfe warfen ersten Gewinn ab.

Jorge hatte Teile der Baronie völlig neu organisiert. Ackerland wurde neu erschlossen, Viehzucht in den dafür geeigneten Regionen gefördert und der ein oder andere Zuwanderer in Land geholt. Die Abgaben waren auf den Zehnt begrenzt und aufgrund des Wohlstandes und der hohen Erträge von Landwirtschaft und Handwerk blieb für alle ausreichend Gewinn. Faramir und sein Vater hatten viele Reisen nach Gratenfels und Winhall unternommen und einige kleine, aber viel versprechende Handelsabkommen geschlossen.

Isegrimm und Nuknuk hatten sich auf Bitten der Landbevölkerung, wie sie es nannten, ein wenig herumgetrieben. Am Ende ihrer Reise durch die Baronie gab es einige Halsabschneider und Wegelagerer, die nie mehr freiwillig einen Fuß auf das Gebiet von Falkenborn setzen würden, sofern sie überhaupt noch dazu in der Lage waren. Für die Sicherheit und von Gut und Dörfern sorgten die Herren auf Falkenborn ebenfalls. Eine ständige Garnison von 15 kampferprobten Soldaten bezog eines der Häuser im Vorwerk des Gutes, weitere 12 verteilten die Abenteurer auf die Dörfer. Auch hier vertrauten sie dem neuen Verwalter, der die Männer angeworben hatte. Faramir und Ana prüften die Männer auf Können und Verlässlichkeit, bevor sie endgültig auf ihre Posten beordert wurden.

Das Herrenhaus erstrahlte auch in neuem Glanz, hatten doch Nuknuk und Jorge gemeinsam Pläne für Renovierung und Umbau erstellt. Die Arbeiten waren pünktlich zum ersten Jahrestag fertig.

Stolz präsentierte Jorge von Starkenberg den fünf Gefährten die Bilanz des ersten Jahres. Es zeigte sich, dass der Plan des alten Barons Arnolf früher als erwartet Früchte getragen hatte. Die Baronie warf trotz aller Abgaben und Steuern, trotz aller Anschaffungen und Reparaturen bereits ersten Gewinn ab und trug sich völlig selbstständig. Die Gelder, die die Abenteurer aus der Schatztruhe vorgestreckt hatten, würden sie in kurzer Zeit bereits wieder eingenommen haben. Auch die Bevölkerung war zufrieden, alle mussten hart arbeiten, doch waren alle Schulden getilgt und man erfreute sich eines sicheren Daseins.



DAS GUT IN ALTEN TAGEN
Falkenborn vor 1870 n. d. U. (23 Hal),
Lage und Geographie
ERHEBUNG ZUR BARONIE
Die Gründe für die Schaffung einer
neuen Baronie in Nostria
DIE BARONIE HEUTE
Aufbau des Landes, Wirtschaft,
Handel und Kriegswesen